Vom Kapitän zum Bundestrainer: Jan Haller wird neuer Chefcoach der deutschen Herren-Nationalmannschaft Rollstuhlbasketball.
Foto: Steffie Wunderl
Herren Nationalmanschaft
Jan Haller wird neuer Bundestrainer der Herren
Der ehemalige Nationalspieler Jan Haller wird neuer Bundestrainer der Rollstuhlbasketball-Nationalmannschaft der Herren. Der 36-Jährige tritt am 1. Juni offiziell die Nachfolge von Michael Engel an, der mit Haller in seinem Kader erst im Sommer 2024 die Bronzemedaille bei den Paralympischen Spielen in Paris gewann. Ziel des Trainerstabes, zu dem auch Martin Kluck und Günther ›Gü‹ Mayer gehören werden, ist die erfolgreiche Fortführung der Philosophie und Spielidee, die unter Engel eingeführt wurde.
„Ich habe großen Respekt vor der Aufgabe, freue mich aber sehr auf die neue Herausforderung“, verrät der designierte Bundestrainer in einer ersten Stellungnahme. Als Spieler hat er auf Vereinsebene und mit der Nationalmannschaft alle Höhen und Tiefen erlebt und bringt Erfahrung aus über 300 Länderspielen mit. Die Verantwortung als Trainer sei natürlich eine ganz andere, aber er scheue sich auch nicht, diese Verantwortung zu übernehmen. „Ich traue mir durchaus zu, da reinzuwachsen“.
„Jan hat schon immer wie ein Trainer gedacht“.
Auch für seinen Vorgänger ist es nicht entscheidend, dass Haller, der seit 2022 einen Trainerschein hat, noch über wenig Erfahrung an der Seitenlinie verfügt. Aus seiner Zusammenarbeit mit Haller als Spieler und Kapitän weiß Engel: „Jan hat schon immer wie ein Trainer gedacht“. Zudem verfüge er über die nötige Persönlichkeit und den Ehrgeiz sowie die Kommunikationsfähigkeit, das Anforderungsprofil an einen Bundestrainer zu erfüllen. Ein Bundestrainer sei neben dem sportlichen Bereich auch immer stückweit ein Funktionär, der das Umfeld der Spieler im Blick haben und sich mit den Heimtrainern sowie den Vereinen abstimmen muss. Zudem gilt es die Sportart in einer starken internationalen Konkurrenz auch strategisch weiterzuentwickeln.
Haller kann bei seiner neuen Aufgabe auf bewährte Kräfte zurückgreifen. Martin Kluck, etablierter Co-Trainer in der Nationalmannschaft, wird weiter dem Trainerstab angehören. Mit Günther ›Gü‹ Mayer wird der langjährige Assistenz-Trainer der U23-Nationalmannschaft den Platz von U19-Bundestrainer Sebastian Wolk übernehmen, der für sich eine andere Lebensplanung vorsieht und schon früh signalisiert hatte, nicht weiter im Team Germany der Herren mitwirken zu können. Mayer kennt aus seiner Juniorentätigkeit zehn der zwölf Spieler aus dem aktuellen Team und bringt einen enormen Erfahrungsschatz mit in den A-Kader. Aufgrund des selbstbestimmten Ausscheidens von Sebastian Altfeld wird auch der Bereich für die sportpsychologische Betreuung neu besetzt, für Haller ein zentraler Punkt für erfolgreiches Wirken im Sport.
Nach Bekanntwerden des Rückzuges von Michael Engel im Anschluss an den großen Erfolg bei den Paralympischen Spielen in Paris, war es der ausdrückliche Wunsch der Mannschaft, den bisher eingeschlagenen Weg auch mit einem neuen Trainer weiterzugehen. Das bedeutet einhundert Prozent Einsatz und Fokus auf den Leistungssport und das Ausbauen der eingeführten Spielidee. Für Jan Haller bedeutet der Start in seiner neuen Funktion als Trainer das Ende seiner Spielerkarriere und aller anderen Nebentätigkeiten. „Auch ich will mich zu einhundert Prozent auf das neue Amt konzentrieren und freue mich schon sehr auf die Zusammenarbeit mit dem Team“.
„Erstes Ziel ist die Qualifikation für die WM“
Offizieller Arbeitsbeginn ist am 1. Juni. Aber schon zu Ostern wird er mitverantwortlich den Lehrgang in Ulm leiten, bei dem alle Nationalteams des männlichen Bereichs zusammenkommen, um die Weichen für die nächsten Aufgaben zu stellen. Eine geordnete Übergabe von Vorgänger Engel kann nun erfolgen, auf dessen vollumfängliche Unterstützung der zukünftige Bundestrainer zählen darf.
Die erste große Herausforderung für Haller und sein Team wird die Europameisterschaft sein, die vom 7. bis 19. Oktober in Sarajevo (Bosnien und Herzegowina) stattfinden wird. Ziel für das Team Germany ist die Qualifikation für die Weltmeisterschaften im kommenden Jahr in der kanadischen Hauptstadt Ottawa. Dafür ist ein fünfter Platz erforderlich. Trotz des großen Erfolgs in Paris aus Sicht der Verantwortlichen kein Selbstläufer.
Große Sportliche Erfolge
Mit 12 Jahren kam Jan Haller zum Rollstuhlbasketball und entwickelte sich unter verschiedenen Trainern zu einem der erfolgreichsten deutschen Spieler. Auf Vereinsebene wurde er fünfmal Deutscher Meister und sechsmal Deutscher Pokalsieger, gewann zweimal die Champions League (2012, 2015) und erzielte weitere Erfolge auf europäischer Ebene, zuletzt den Sieg beim EuroCup2 (2024) mit Hannover United. Im Trikot der Nationalmannschaft kann Haller auf eine bemerkenswerte Karriere zurückblicken. Sieben Mal nahm er mit dem Team Germany an Europameisterschaften teil, drei Mal an Weltmeisterschaften, darunter 2018 bei der Heim-WM in Hamburg. 2017 führte er das deutsche Team bei der EM auf Teneriffa erstmals als Kapitän aufs Feld. Unvergessen der Gewinn der Bronzemedaille bei den Paralympischen Spielen in Paris nach drei Top-Ten Platzierungen in London (2012, 6.), Rio (2016, 8.) und Tokio (2021, 6.).
Stimmen zur Personalentscheidung
Dr. Christoph Küffner, Vorsitzender des Fachbereichsvorstandes Rollstuhlbasketball
„Wir als Fachbereich freuen uns sehr, dass die Wahl auf Jan Haller gefallen ist und wir mit ihm eine starke Persönlichkeit und eines der prägendsten Gesichter der letzten Jahre in unserem Sport halten und auch weiterentwickeln können. Ich habe volles Vertrauen und bin fest davon überzeugt, dass Jan auf und neben dem Spielfeld die Rolle des Bundestrainers professionell ausfüllen wird.
Mit all den administrativem Aufgaben ist ein Bundestrainer mehr als nur der sportliche Leiter eines Teams. Auch dafür bringt Jan alle nötigen persönlichen Voraussetzungen mit – nicht nur um sportlich erfolgreich zu sein, sondern auch um die Begeisterung für Rollstuhlbasketball weiter zu transportieren.“
Michael Engel über seinen Nachfolger:
„Ich hätte mir keinen besseren Nachfolger wünschen können. Jan hat über ein Jahrzehnt Team Germany gelebt und alle Stationen durchfahren. Ich denke, es ist genau der richtige Weg, dass Athleten, die auf allerhöchstem Niveau gespielt haben, Verantwortung übertragen bekommen. Sie wissen ganz genau, was notwendig ist, um die gestellten Ziele zu erreichen und sind große Idole für die nächste Generation. Zusätzlich – und davon bin ich am meisten überzeugt – bringt Jan die Persönlichkeit mit, die die Aufgabe als Bundestrainer auf und außerhalb des Spielfeldes erfordert. Er ist ein unglaublich harter Arbeiter, hat viel Fachwissen, ist ein absoluter Teamplayer mit viel menschlicher Empathie, hat ein enormes Verantwortungsbewusstsein und ist ein großartiger Kommunikator. Er ist der Leader, den unsere Mannschaft benötigt, um sich weiterzuentwickeln. Er wird ihr in den Höhen und Tiefen die richtigen Impulse mitgeben und sie tagtäglich begeistern.
Es ist mir eine absolute Herzensangelegenheit Jan bei dieser neuen Herausforderung vollumfänglich zu unterstützen.“