Jan Haller von Hannover United sucht im Spiel gegen den RSV Lahn-Dill eine Anspielstation
Foto: Archiv FB RBB
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Rollstuhlbasketball-Bundesliga startet mit viel Rückenwind in die neue Saison
Mit dem Gewinn der Bronzemedaille bei den Paralympischen Spielen in Paris hat die deutsche Herren-Nationalmannschaft eine 32-jährige Durststrecke beendet und große mediale Aufmerksamkeit generiert. Einige der Stars von Paris – nicht nur die deutschen – spielen in der 1. Rollstuhlbasketball-Bundesliga, die am 5. Oktober in ihre 35. Saison startet.
Die spektakulären Bilder aus der Pariser Bercy Arena werden vielen noch in Erinnerung sein, die vielen dramatischen Partien, die überschwänglichen Emotionen und die große Begeisterung beim Publikum für den Rollstuhlbasketballsport. Wenn am 5. Oktober mit dem Spiel des Rekordmeisters RSV Lahn-Dill bei den München Iguanas die neue Saison eingeläutet wird, soll von dieser tollen Stimmung, so hoffen die Verantwortlichen in den Vereinen, möglichst viel auf die neue Spielzeit überspringen und für noch mehr Rückenwind sorgen.
Die Vereine sind gut vorbereitet, sie haben ihre Hausaufgaben gemacht und die Professionalität hat auch in der Breite zugenommen. Sportlich verspricht es eine sehr spannende Saison zu werden, mit dem Meister RSV Lahn-Dill und den Thuringia Bulls in der Favoritenrolle auf den Meistertitel. Als Meister und Pokalsieger sieht sich der RSV auch selbst in dieser Position. „Etwas anderes als Ziel auszugeben, als die Titelverteidigung, wäre per se unglaubwürdig“, so Andreas Joneck, Geschäftsführer des Rekordmeisters. Mit Reo Fujimoto, Tomas Klein, Mendel Op den Orth sowie Catharina Weiß stehen wichtige Spieler*innen dem Team von Trainerin Janet Zeltinger nicht mehr zur Verfügung. Die Lücke schließen sollen die noch sehr jungen Finlay Erskine (Loxian Phoenix), Julian Lammering (BBC Münsterland) und die Brasilianerin Maxcileide de Deus Ramos sowie der polnische Nationalspieler Marek Wesolowski, der aus Zwickau an die Lahn kommt. Die Stärken des Teams sieht Joneck vor allem in der individuellen Klasse und der internationalen Erfahrung.
Der deutsche Rekordmeister RSV Lahn-Dill
Foto: Oliver Vogler/Leica Akademie
Bei den Thuringia Bulls bleibt der Kader nahezu identisch gegenüber der vergangenen RBBL-Saison. Dem Weggang von Dylan Fischbach steht mit dem deutschen Nationalspieler Lukas Gloßner von den Iguanas München ein Neuzugang gegenüber. Ein konkretes Saisonziel zu formulieren, fällt den Verantwortlichen nicht leicht. „Am obersten Saisonziel der Bullen ändert sich auch im 14. Spieljahr in der 1. RBBL nichts, denn nach der letzten Schlusssirene möchte die Mannschaft in den Spiegel schauen können und sagen, dass sie ihr allerbestes gegeben hat“, heißt es auf Nachfrage dazu.
Der Wettlauf um die Play-Off-Plätze ist offen
Hannover United, Finalist im DRS-Pokal, und die Rhine River Rhinos konnten zuletzt die Lücke zu den beiden Ligaschwergewichten aus Wetzlar und Elxleben verkürzen und haben sich trotz einiger Veränderungen im Kader auch für die neue Spielzeit ehrgeizige Ziele gesetzt. „Wir wollen in dieser Saison gesamtstrukturell den nächsten Schritt gehen und gleichzeitig zu den Top 4-Teams der Liga gehören“, nennt Mirko Korder, Geschäftsführer der Rhinos, das Saisonziel. Mit den Neuzugängen Hannah Dodd, Steven Elliott und Tim Diedrich habe man die Abgänge durch Arinn Young, Puisand Lai und Gijs Even gut kompensieren können. Gute Voraussetzungen also für Cheftrainer Michael Paye und sein Team, erneut die Verfolgerrolle einnehmen zukönnen.
Auch für Martin Kluck, Trainer von Hannover United, ist trotz des erfolgten Umbruchs das Erreichen der Play-Off-Spiele das angestrebte Ziel. „Mit Shaun Norris, Jan Gans und Vanessa Erskine haben uns sehr erfahrene Spieler*innen verlassen und wir haben mit Radi Dagamin (20) und Jakob Krömer (17) zwei sehr junge Spieler dazu geholt“, setzt Kluck auch auf den Nachwuchs. „Natürlich haben wir nach den letzten Jahren auch in dieser Saison die Ambitionen, unter die besten vier Teams der Liga zu kommen.“ Dies werde allerdings nicht so leicht, da sich Teams wie der BBC Münsterland oder die Köln 99ers gut verstärkt haben und dieses Ziel ebenfalls verfolgen.
Beim BBC hat man auf den Abgang von Talent Julian Lammering reagiert und mit den beiden niederländerischen Nationalspieler*innen Mariska Beijer und Gijs Even sowie Sven Diedrich aus Frankfurt, Namen verpflichtet, die viel Qualität versprechen und den Kader vor allem in der Breite deutlich stärker machen.
Auch die Köln 99ers mit ihrem neuen Trainer Haj Bhania, der lange Jahre sehr erfolgreich die britische Nationalmannschaft trainiert hat, hegen Ambitionen und haben sich mit Rückkehrerin Lisa Bergentahl vom Ligakonkurrenten Trier, mit Tim van Raamsdonk (Frankfurt) und dem Nachwuchscenter der portugiesischen Nationalmannschaft, Alexandre Conde, verstärkt. Zudem bleibt Asael Shabo entgegen früheren Plänen doch am Rhein.
Während sich die Dolphins aus Trier im organisatorischen Bereich zum Teil neu aufstellen, gibt es im Kader wenig Bewegung. Dem Weggang von Lisa Bergenthal steht mit dem Kanadier Branden Troutman ein Neuzugang gegenüber. „Wir haben eine gute Mischung von jungen und erfahrenen Spielern und Spielerinnen“, beschreibt Trainer Dirk Paßiwan sein Team. Die große Stärke sei, „dass wir jetzt schon länger in der Formation zusammenspielen und eingespielt sind. Die Teamchemie ist ein großes Faustpfand und hoffentlich trägt uns die auch dieses Jahr zu dem einem oder anderen Sieg“, hofft Paßiwan. Den Klassenerhalt wolle man früh sicher machen, um dann Richtung Playoffs zu schauen.
Für die München Iguanas gelten ähnliche Ziele, sie wollen im Mittelfeld ein Wörtchen mitreden, müssen dabei zunächst aber die beiden Abgänge von Lukas Gloßner und ihres Topscorers Florian Mach verkraften. Die Lücke schießen könnten die beiden Neuzugänge Ali Hasson und der Serbe Filip Jovanovich.
„Unser Ziel heißt Klassenerhalt“
Aufsteiger RSV Bayreuth konnte sich zur neuen Saison mit drei neuen Spielern verstärken. Neben U19 & U23-Nationalspieler Dominik Langer haben auch Joshua Tistler (Tübingen) und Miguel Reis (portugiesischer Nationalspieler) den Weg an den Main gefunden. Mit Gesche Schünemann verzeichnen die Bayreuther jedoch auch einen „schmerzhaften Abgang“. Gesche hat früh in der Saison entschieden, nicht noch einmal in der 1. Liga auf Korbjagd gehen zu wollen, vielmehr unterstützt sie das Team weiter nach Kräften im Training und wird in Nürnberg ein RBB-Team aufbauen. Für Trainer Sebastian Gillsch ist daher klar: „Unser Ziel ist der Klassenerhalt. Nach dem Gewinn der 2. Liga Meisterschaft haben wir uns dazu entschieden den Schritt in die 1. Liga zu wagen.“ Der Drei-Jahresplan, den sich der Verein nach dem knapp verlorenen Meisterschaftsendspiel in München vor zwei Jahren unterworfen hatte, sah eigentlich noch ein weiters Jahr 2. Liga vor. Die Entwicklung der 2. Liga und der überaus gute Zuspruch seitens der Fans, der Partner aber auch der Stadt Bayreuth habe am Ende jedoch dazu geführt, dass „wir unser Aufstiegsrecht schon dieses Jahr gezogen haben.“
Das Ziel Klassenerhalt steht auch beim zweiten Aufsteiger auf der Agenda. Das Team der BG Baskets Hamburg kann mit dem U23-Nationalspieler Sean Plaar und dem Letten Elvis Urga zwei neue Spieler in der Hansestadt begrüßen. Trainer Alireza Ahmadi hofft nach dem einen Jahr in der 2. Bundesliga auf einen länger andauernden Aufenthalt in der Beletage des deutschen Rollstuhlbasketball.
Als Aufsteiger mussten die Hanseaten am letzten Septemberwochenende zunächst in der Zwischenrunde des Pokalwettbewerbs antreten und haben diese Aufgabe mit Siegen gegen Blau-Weiss Buchholz (93:32) und den UBC Münster (104:14) ebenso souverän gemeistert wie Mit-Aufsteiger Bayreuth (101:27 gegen SGK Rolling Chocolate).
Rollstuhlbasketball sollte man unbedingt mal live erleben
Die Verantwortlichen in den Vereinen und im Verband erwarten wieder volle Hallen, und freuen sich auf viele neue Zuschauerinnen und Zuschauer, die von der Stimmung in Paris angesteckt, Rollstuhlbasketball auch mal live erleben wollen. Wer keine Gelegenheit dazu hat, kann die Spiele im Livestream auf verschiedenen Plattformen verfolgen.
Spielpläne und Ergebnisse
Neben der 1. Bundesliga starten auch die 2. Bundesliga und die unteren Ligen ihren Spielbetrieb. Sämtliche Spielpläne und Ergebnisse finden Interessierte auf dem Ergebnisportal des Deutschen Basketball Bund
1. Rollstuhlbasketball-Bundesliga RBBL1
2. Rollstuhlbasketball-Bundesliga Div. A RBBL2 Div. A
2. Rollstuhlbasketball-Bundesliga Div. B RBBL2 Div. B