Zunächst herzlichen Glückwunsch zum Gewinn der Silbermedaille. Wie zufrieden seid ihr über das Abschneiden eurer Mannschaft?

Peter Richarz (Cheftrainer): Wir sind sehr zufrieden mit der Silbermedaille, denn damit konnten wir mit diesem neu formierten Team nicht unbedingt rechnen.

Sören Seebold (Kapitän): Wir sind alle sehr stolz, wir konnten zeigen, was wir drauf haben. Gerade im Halbfinale gegen die Türkei haben wir unsere Nerven behalten und als Team zusammengespielt und so das bestmögliche Resultat für uns herausgeholt.

Mit welchen Emotionen seid ihr in Spanien angekommen?

Richarz: Unsere Erwartungshaltung und die der Jungs war es, ins Halbfinale zu kommen. Als wir mit dem Flieger in Spanien landeten, herrschte Vorfreude auf die nächsten Tage. Das Turnier fand in einem tollen neuen Sportzentrum im Westen von Madrid statt.

Seebold: Ich persönlich war ziemlich nervös und habe mich sehr auf das Turnier gefreut, weil wir uns lange darauf vorbereitet haben. Erwartungen waren vor dem Turnier recht schwierig abzuschätzen, da wir nicht alle Teams kannten. Als Ziel haben wir uns aber eine Medaille gesetzt; über das Turnier hat sich dann mehr und mehr gezeigt, dass das auch realistisch ist. Wir wussten alle, dass für acht Spiele in sechs Tagen ein wahnsinniger Kraftakt nötig sein wird.

Wie war die Stimmung bei der Rückreise?

Richarz: Bei der Rückreise hatten wir nicht nur einen großen Pokal und eine Silbermedaille im Rucksack, sondern auch große Freude und Begeisterung über diesen Riesen-Erfolg!

Seebold: Auf dem Rückweg waren wir alle sehr platt und haben uns auf zu Hause und gutes Essen gefreut. (lacht) Auf der einen Seite haben wir uns gefreut, auf der anderen Seite ist man auch immer ein bisschen enttäuscht, wenn in einem Finale spielen kann und dieses am Ende nicht gewinnt.

Habt ihr eure selbst gesteckten Ziele erreicht?

Richarz: Ja, in vollem Umfang, denn wir hatten drei Etappenziele: Eine gute Vorrunde in der Round Robin, die Quali für die kommende WM sowie das Erreichen des Halbfinals.

Welche Herausforderungen habt ihr im Laufe des Turniers gemeistert? Wie können euch diese Erfahrungen in Zukunft helfen?

Richarz:
Die größte Herausforderung war sicher die Belastungsintensität, an zwei Turniertagen hatten wir sogar zwei Spiele! Aufgrund des jungen Teams waren die Jungs aus der Starting Lineup mit langer Spielzeit intensiv gefordert und hatten daher wenig Regenerationszeiten. Diese Erfahrungen haben uns gezeigt, dass wir mehr internationale Vorbereitungsmaßnahmen, Camps und Turniere brauchen, in denen die Skills unter höchsten Anforderungen geschult werden können.

Seebold: Ja, sicherlich die Belastung, die wir im Vergleich zu anderen Teams nicht so gut auf viele Schultern verteilen konnten. So haben wir im Laufe des Turniers sehr viele Körner gelassen. Für die WM im nächsten Jahr wäre eine 8er- oder 9er-Rotation wünschenswert, dass wir die Spielzeiten noch ein bisschen mehr verteilen können. Auch das Halbfinale hat uns mit Sicherheit geholfen, Selbstbewusstsein aufzubauen. Wir haben gezeigt, dass wir auch enge Spiele gewinnen können.

Welche Spieler haben sich beim Turnier hervorgetan und sich für die A-Nationalmannschaft empfohlen?


Richarz:
Julian hat sein bestes Turnier im Trikot der U23 gespielt. Er hat die Führungsrolle angenommen, gepaart mit hoher Verantwortung und Einsatzwillen auf dem Spielfeld!

Sein Bruder Maximilian nicht minder, auch er hat super gespielt und mit seiner Treffsicherheit und seinem Spielverständnis überzeugt.

Auch Alex Keiser überzeugte mit einer deutlichen Leistungssteigerung im Vergleich zur vergangenen WM in Thailand. Seine Geschwindigkeit und Aggressivität in der Defense sind einfach großartig.

Und last but not least die beiden „Großen“ aus Hannover: Sören (jetzt nur noch Pumuckl), immer deutlich zu sehen und vor allem zu hören, hat als Kapitän und Wasserträger für die High Pointer einen riesigen Job gemacht. Er hat immer wieder große Lücken erarbeitet und war kaum zu schlagen in der Defense.

Unser Nachwuchscenter Jakob glänzte zunächst durch seine Gelassenheit und Coolness und später dann unter beiden Körben mit Rebounds sowie vielen Punkten!

Realistisch für die kommenden Paralympics ist der sicher der Einsatz von Julian.

Maxi, Alex und Sören können sicher in naher Zukunft Kandidaten sein und alle anderen haben noch viel Zeit und Gelegenheiten sich für den A-Kader zu empfehlen!

Seebold: Ganz klar die beiden besten Spieler waren unsere beiden Brüder, Julian und Maxi Lammering. Die beiden haben in wichtigen Phasen immer Verantwortung übernommen und das Spiel in der Offensive kreativ gestaltet, auch in der Defensive waren sie zwei wichtige Säulen. Julian steht ja schon im A-Kader und Maxi wird seinen Weg hier auch bald gehen.

Was möchtet ihr uns noch mitgeben?


Richarz: Es war ein super organisiertes Turnier, auch wenn die Belastungen wie beschrieben zum Teil sehr hoch waren. Die insgesamt acht Spiele waren für die Jungs eine tolle Erfahrung, die im nationalen Rahmen nie abgebildet werden kann! Wir alle, auch der Staff, würden uns sehr freuen, wenn der internationale Verband (IWBF World) schnellstmöglich den Termin für die kommende WM mitteilt, denn nur dann ist eine zielgerichtete Vorbereitung möglich.

Seebold: Herzlichen Dank für den Support von zu Hause und auch in der Halle. Es ist schön zu wissen, dass der Sport mehr und mehr Aufmerksamkeit bekommt!

Warum wird euch diese EM immer im Gedächtnis bleiben?

Richarz: Das war eine EM der kleinen und großen Überraschungen! Toll, wie einige Spieler das Turnier für sich nutzen und große Schritte nach vorne machen konnten! Der positive Teamspirit und die Zusammenarbeit auf und außerhalb des Felds mit den Neulingen und den alten Hasen! Aus Sören wurde Pumuckl (habe ihn beim Abflug erst gar nicht erkennen können). Und dann noch der Chor der Rookies (Whitney hat sich sicher im Grab umgedreht…).

Seebold:
Die EM wird mir immer im Gedächtnis bleiben, weil wir einfach ein super Team haben, mit vielen einzigartigen Charakteren, die super zusammen funktioniert haben.

Fragen / Text von Nikolas Pfannenmüller.