Die deutsche Rollstuhlbasketballnationalmannschaft der Herren ist beim Osterturnier in Blankenberge bis ins Finale vorgedrungen, allerdings war Australien an diesem Wochenende noch eine Spur zu stark. Bundestrainer Michael Engel blickt zuversichtlich auf die bevorstehenden Qualifikationsspiele für die Paralympics.
Im Sommer lädt Blankenberge (eine 20.000-Einwohner-Stadt an der belgischen Nordseeküste in der Provinz Westflandern) mit ihrer langen Promenade und ihrem ausgedehnten Strand zum Baden und Entspannen ein. Doch im Frühjahr steht ein anderes Highlight im Mittelpunkt: Hier versammeln sich erstklassige Rollstuhlbasketball-Nationalmannschaften zum jährlichen Osterturnier.
In einem paralympischen Jahr kam der 16. Ausgabe eine besondere Bedeutung zu. Für Australien, Kolumbien, Frankreich, Italien, die Niederlande und Deutschland ging es zwischen dem 29. und 31. März nicht nur um den Turniersieg, sondern auch darum, sich optimal für die heiße Saisonphase einzuspielen.
Bundestrainer Michael Engel rief zwar nicht den Turniersieg als Ziel aus, jedoch wollte die Mannschaft natürlich unbedingt verhindern, „baden“ zu gehen. Diese Erfahrung sollten stattdessen die deutschen Gegner machen. Unabhängig von den Resultaten war die deutsche Mannschaft laut Engel bestrebt, „leidenschaftlich zu verteidigen und an ihre Leistungsgrenze zu gehen“.
Beim 57:46-Sieg im ersten Spiel gegen Frankreich waren Matthias Günter (23 Punkte, 10/16 FG) und Thomas Böhme (18 Punkte, 9/18 FG), die beiden Profis vom RSV Lahn-Dill, die tragenden Säulen des deutschen Teams. Engel bezeichnete zudem die eigene Defense als „Faustpfand“.
In der folgenden Partie gegen Australien, das als Asienmeister bereits für die Paralympics in Paris qualifiziert ist, unterlag Deutschland deutlich mit 47:78. „Sie haben uns mit ihrer physischen Spielweise den Zahn gezogen“, hob der frühere Trainer der Thuringia Bulls hervor. Immerhin gestalteten die deutschen Athleten das Rebound-Duell ausgeglichen. Bei den Deutschen fand keiner der Akteure seinen offensiven Rhythmus, wobei Böhme mit 11 Punkten (5/9 FG) noch am treffsichersten war.
Sieg im Halbfinale gegen Italien, Niederlage im Finale gegen Australien
Durch den Sieg gegen Frankreich qualifizierten sich die Deutschen für das Halbfinale, in dem sie auf alte Bekannte trafen: die Italiener, die bei der WM 2023 im Platzierungsspiel gegen Deutschland gewonnen und im EM-Viertelfinale desselben Jahres verloren hatten. Diesmal erwischten Engels Schützlinge einen schwachen Start und lagen nach nur drei Minuten mit 2:9 zurück. Mitte des zweiten Viertels übernahm Deutschland erstmals die Führung (24:23). Das Nationalteam fand mit Verzögerung in die Partie und erlangte allmählich die Kontrolle unter den Körben. Besonders Alexander Budde (25 Punkte, 12/17 FG) und Günter (23 Punkte, 8/20 FG, 15 Rebounds) sorgten dort für Gefahr, während Böhme mit 16 Punkten (5/11 FG) aus der Distanz heiß lief und vier seiner sieben Dreierversuche traf.
Für das Finale am Ostersonntag mussten die Spieler früh aus den Federn. Der Tipoff gegen Australien war bereits um 11 Uhr am Sonntag angesetzt, was aufgrund der Zeitumstellung quasi eines Spielbeginns um 10 Uhr entsprach. Trotz eines vielversprechenden Starts mit 17:11 verlor Deutschland das Finale knapp mit 48:52, zeigte jedoch im Vergleich zum Duell zwei Tage zuvor enorme Verbesserungen. Deutschland hielt die Australier bei einer Feldwurfquote von nur 30,9 Prozent. Engel haderte jedoch damit, dass sein Team „einfache Möglichkeiten“ nicht nutzte. „Was die Intensität angeht, war das Finale unser bestes Spiel“, betonte Engel dennoch. Deutschlands Topscorer Günter kam auf 16 Punkte (7/10 FG) und sammelte 12 Rebounds ein, Nico Dreimüller unterstützte ihn mit 13 Zählern (6/16 FG).
Bei der Qualifikation für die Paralympics ist Alex Halouski wieder dabei
Seit Donnerstag, dem 4. April, findet in Wetzlar der letzte Nationalmannschaftslehrgang statt, bevor es am 10. April mit dem Flugzeug zum Repechage-Turnier nach Antibes (Frankreich) geht. Dort werden die letzten vier Tickets für die Paralympics ausgespielt. Engel blickt zuversichtlich auf die Qualifikationsspiele: „Die Mannschaft ist intakt und will sich jeden Tag verbessern. Wir arbeiten an unserer Spielidee, und die Spieler glauben daran.“ Nichtsdestotrotz sei das gesamte Team demütig und wisse, dass man gegen absolute Top-Nationen antreten werde.
Center Alex Halouski ist nach seiner Handverletzung wieder ins Training eingestiegen – eine gute Nachricht. Engel bezeichnete ihn als einen der „komplettesten Rollstuhlbasketballer der Welt“, der das Spiel „variabler und unberechenbarer macht“. Kurz gesagt: Einen Spieler wie ihn möchte man auf dem Parkett und nicht an der Seitenlinie sehen – auch in Antibes.
Text – Nikolas Pfannenmüller