Ab dem 8. August steigen in der niederländischen Metropole Rotterdam die ersten European Para Championships. Bis zum 20. August werden in zehn Paralympischen Sportarten die kontinentalen Meisterschaften ausgetragen. Mit dabei beim Multi-Sport-Event auch die publikumsträchtigste Mannschaftssport Rollstuhlbasketball, die ihre Europameisterschaft in der Ahoy Arena bestreiten. Die Titelkämpfe stehen für die beiden deutschen Teams dabei vor allem im Fokus der Qualifikation für die Paralympics 2024 in Paris.

Deutsche Herren wollen im Rennen um Paris 2024 bleiben

Siebenmal seit Beginn des Wettbewerbes 1970 jubelten die deutschen Herren seither über EM-Edelmetall, darunter gleich dreimal unter Bundestrainer Nicolai Zeltinger, dessen Team 2011 in Nazareth Silber sowie 2015 in Worcester und 2017 auf Teneriffa Bronze gewinnen konnte. Neben dem Traum einer weiteren EM-Medaille steht aber für die deutschen Herren vor allem die Qualifikation für die Spiele im kommenden Jahr in Paris im Fokus. Der Modus sieht dabei eine grundlegende Änderung vor, denn nur noch die beiden Finalisten aus Europa sind hierfür automatisch qualifiziert. Die Plätze drei bis fünf in Europa berechtigen lediglich nur noch für ein sogenanntes Repechage-Turnier im Frühjahr 2024 zu einer weiteren Qualifikationschance, wobei Gastgeber Frankreich erstmals nicht mehr automatisch für die Heim-Paralympics gesetzt ist.

Härteste Konkurrenten um EM-Edelmetall und das Ticket für Paris 2024 sind in erster Linie Europameister Niederlande und Vize-Weltmeister Großbritannien. „Wir haben aber auch gesehen, wie unangenehm Italien zu spielen ist und können einzelne Konkurrenten noch nicht wirklich einschätzen“, so Bundestrainer Nicolai Zeltinger zum breit gefächerten Favoritenkreis. Er bezieht sich dabei vor allem auf die für die WM im Juni überraschend nicht qualifizierten Nationen aus Spanien und der Türkei. Das Duo dürfte zwar aktuell ohne WM-Teilnahme noch nicht so eingespielt sein, aber natürlich deutlicher frischer auftreten können als die Mannschaften, die in diesem Sommer einen Marathon mit zwei Großturnieren bestreiten müssen und die französische Auswahl auf dem Weg zu den Paralympics im eigenen Land dürfte ebenfalls nicht zu unterschätzen sein.

In der deutschen Vorrundengruppe A stuft Zeltinger Titelverteidiger und EM-Gastgeber Niederlande, das nominell starke Spanien und Polen als härteste Widersacher ein. Der Aufgalopp in die Europameisterschaften scheint für das Team Germany dagegen vermeintlich einfacher zu sein, warten mit Lettland und der Schweiz doch eher Underdogs auf die ING-Korbjäger. Ziel ist es einen möglichst guten Vorrundenplatz zu belegen, um im Viertelfinale Großbritannien und der Türkei aus dem Weg gehen zu können.

Kader Deutschland Herren: Jens Eike Albrecht (3,0 Punkte/RSB Thuringia Bulls), Thomas Böhme (3,0/RSV Lahn-Dill), Alexander Budde (3,5/Hannover United), Nico Dreimüller (2,0/ING Skywheelers), Lukas Gloßner (1,0/BSR Bidaideak Bilbao), Matthias Güntner (4,5/RSV Lahn-Dill), Jan Haller (2,0/Hannover United), Aliaksandr Halouski (4,5/RSB Thuringia Bulls), Tobias Hell (1,0/Hannover United), Christopher Huber (1,0/Rhine River Rhinos Wiesbaden), Julian Lammering (3,0/BBC Münsterland), Jan Sadler (3,0/Hannover United).

Vorrunde

Gruppe A: Lettland, Niederlande, Polen, Schweiz, Spanien, Deutschland.

Gruppe B: Frankreich, Großbritannien, Israel, Italien, Österreich, Türkei.

Spielplan: Schweiz – Deutschland (Fr., 15:00 Uhr), Lettland – Deutschland (Sa., 9:00 Uhr), Polen – Deutschland (So., 15:00 Uhr), Niederlande – Deutschland (Mo., 19:00 Uhr), Spanien – Deutschland (Di., 17:30 Uhr); Viertelfinale (Mi., 16.08.), Halbfinale (Do., 17.08.), Platzierungsspiele (Fr., 18.08.), Finalspiele (So., 19.08.).

Deutsche Damen wollen nach Medaille und Fahrkarte für Paris greifen

Für die deutsche Damen-Nationalmannschaft unter Bundestrainer Dirk Passiwan steht neben dem Blick auf Edelmetall die Qualifikation für Paris im Fokus. Um in diesem Rennen zu bleiben, muss mindestens Platz zwei in der Ahoy Arena von Rotterdam herausspringen, der ebenfalls für die Teilnahme an einem Repechage-Turnier im Frühjahr 2024 berechtigt. Der Sprung ins EM-Finale würde für die deutschen Damen die direkte Qualifikation für Paris 2024 bedeuten. Und dieses ist das erklärte Ziel für Bundestrainer Passiwan, dessen Team dabei aber einen schwerwiegenden Ausfall zu verkraften hat. Durch Klassifikations-Änderungen des International Paralympic Committee (IPC) besitzt Deutschlands WM-Topscorerin Katherina Lang keinerlei internationale Spielberechtigung mehr und musste nach den Weltmeisterschaften im Juni in Dubai unter Tränen ihre internationale Karriere beenden.

„Wir müssen das, so bitter es ist, als Team auffangen und Verantwortung verteilen“, so Dirk Passiwan zu dieser Personalie, die nun durch die Triererin Natalie Passiwan ersetzt werden wird, nachdem auch eine Klassifizierung der Paralympicssiegerin von 2012, Gesche Schünemann, erfolglos blieb. Ziel ist es in der Vorrundengruppe mindestens Platz zwei oder drei zu sichern, um im Halbfinale den hohen Favoritinnen aus den Niederlanden aus dem Weg zu gehen. „Wir starten gleich gegen zwei schwere Brocken, Großbritannien und eben die Niederlande, dann wissen wir wo wir stehen“, so Bundestrainer Dirk Passiwan weiter.

Kader Deutschland Damen: Lisa Bergenthal (3,5/RBC Köln 99ers), Annabel Breuer (1,5/Doneck Dolphins Trier), Svenja Erni (3,5/Doneck Dolphins Trier), Amanda Fanariotis (4,5 RSKV Tübingen), Marie Kier (1,0 RSB Thuringia Bulls), Lena Knippelmeyer (4,5/Hot Rolling Bears Essen), Maya Lindholm (2,5/BG Baskets Hamburg), Svenja Mayer (2,5/RSV Bayreuth), Mareike Miller (4,5/BG Baskets Hamburg), Anne Patzwald (1,0/UnipolSai Briantea84 Cantù), Catharina Weiß (1,0/RSV Lahn-Dill), Natalie Passiwan (4,5/Dolphins Trier).

Vorrunde:

Gruppe C: Frankreich, Großbritannien, Niederlande, Spanien, Türkei, Deutschland.

Spielplan:

Großbritannien – Deutschland (Fr., 10:00 Uhr), Niederlande – Deutschland (Sa., 10:00 Uhr), Frankreich – Deutschland (So., 11:30 Uhr), Türkei – Deutschland (Mo., 12:30 Uhr), Spanien – Deutschland (Di., 9:00 Uhr), Halbfinale (Mi., 16.08.), Finalspiele (Fr., 18.08.).

Foto/Grafik: https://www.ahoy.nl/, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=80899579