Dirk Passiwan ist der neue Bundestrainer der deutschen Damen-Nationalmannschaft im Rollstuhlbasketball. Der Weltklasse-Spieler und langjährige RBBL-Topscorer beendet für seinen neuen Job auch seine aktive Nationalmannschaftskarriere – und muss binnen weniger Wochen die anstehende Europameisterschaft in Madrid planen.
2008 zu den Paralympics in Peking hatte Passiwan als Spieler in der Nationalmannschaft debütiert, die größten Erfolge waren neben den weiteren Teilnahmen an den Spielen 2012 und 2016 eine EM-Silbermedaille 2011 und eine bronzene 2015. Passiwan wurde in den Medien sogar als „Dirk Nowitzki des Rollstuhlbasketballs“ bezeichnet, doch auf seine angestrebten letzten Spiele in Tokio in diesem Jahr musste er aus gesundheitlichen Gründen verzichten – und der schönen Tatsache geschuldet, dass seine Frau Nathalie ein Baby erwartet. An diesem Dienstag kam dann Sohn Dino zur Welt.
Nur kurz danach hatte Passiwan auch von seinem neuen Job als Damen-Bundestrainer erfahren. „Ich hatte schon länger den Gedanken, international aufzuhören und lange hin- und herüberlegt, aber ich denke, das ist der richtige Zeitpunkt“, sagt der 45-Jährige, der weiterhin als Spielertrainer bei den Doneck Dolphins Trier in der Rollstuhlbasketball-Bundesliga aktiv bleiben sein möchte: „Wir haben in Trier über elf Jahre mit starken Frauen gearbeitet und als sich die Chance mit der Trainerstelle ergeben hat, war das für mich eine Riesen-Herausforderung. Ich habe mich dann beworben und riesig gefreut, dass ich ausgewählt worden bin.“
In nur fünfeinhalb Wochen steht für Passiwan mit der Europameisterschaft direkt auch das erste Highlight an, nachdem das Team bei den Paralympics in Tokio Rang vier belegt hatte: „Wir befinden uns ein bisschen im Neuaufbau und langfristig ist das Ziel, wieder eine starke Nationalmannschaft aufzubauen. Für mich geht es nun in erster Linie darum, mit allen Spielerinnen aus dem erweiterten Paralympics-Kader zu sprechen und ihre Bereitschaft für die EM abzuklären. Viele haben für Tokio ja schon ihren ganzen Jahresurlaub aufgebraucht.“
Bis zum 20. November läuft die RBBL, anschließend bleiben Passiwan nur eineinhalb Wochen, um die Spielerinnen in einem möglichen Camp noch kennenzulernen. Die Nominierung müsste er bis dahin längst abgegeben haben, „aber da laufen gerade noch Gespräche, optimal wäre natürlich, wenn ich in einem Camp noch sichten könnte.“ Am 1. Dezember ist aktuell der Abflug geplant, in Madrid müssten möglicherweise auch alle Spielerinnen noch nach dem neuen Regelwerk der IWBF klassifiziert werden – doch ungeachtet dieser Herausforderungen freut sich Passiwan auf seinen Job: „Für mich geht es im Sport weiter mit einer tollen Aufgabe – ich kläre jetzt, wer zum Team im Team gehören wird und dann wollen wir eine tolle EM spielen.“
Foto: Werner Schorp