Die deutschen Rollstuhlbasketball-Damen haben am Freitag in Madrid das Finale der Europameisterschaft verpasst. Schon in den 27 Stunden vor dem Halbfinal-Spiel gegen Großbritannien fühlte sich das Paßiwan-Team wie in einem schlechten Film und verlor 51:58.
Nach dem 40:53 am Vortag gegen Großbritannien in der Gruppenphase war nämlich bekannt geworden, dass nicht nur im Staff, sondern auch in der Mannschaft der Britinnen mindestens ein positiver Test aufgetaucht war. Gedanken ans EM-Halbfinale waren da nur noch schwierig zu fassen, zumal die Mannschaft auch darüber nachdachte, aus gesundheitlichen Gründen gar nicht anzutreten. Doch vom Weltverband IWBF kam die Ansage, dass man dann disqualifiziert und die schon erreichte WM-Qualifikation annulliert werden würde. Dies hätte Auswirkungen auf die Förderung aller Spielerinnen und der Sportart in den nächsten Jahren gehabt.
„In dem Chaos war nicht ans Spiel zu denken“
Als der positive Test dann mit einem PCR-Test bestätigt wurde, entschieden sich drei deutsche Spielerinnen, nicht spielen zu wollen. „Wir haben ihnen das offen gelassen, weil die Gesundheit über allem steht und haben für ihre Entscheidung vollstes Verständnis“, sagte Passiwan, der dann auch überrascht war, dass vor dem Transfer zum Spiel im Foyer des Hotels die gepackten Koffer der Britinnen standen. „Sie wollten nach dem Spiel gegen uns direkt abreisen“, erklärte der Bundestrainer: „Weil man wohl erst beim zweiten annullierten Spiel disqualifiziert wird. Uns wurde aber erst eine Stunde vor dem Spiel gesagt, dass wir doch verzichten könnten und dann um Platz drei spielen dürfen. Da waren wir aber schon in der Kabine und wollten eine sportlich faire Lösung finden. In dem Chaos war nicht ans Spiel zu denken, wenn Spielerinnen Angst um ihre Gesundheit haben müssen.“
Aufholjagd kam zu spät
Gespielt wurde also trotzdem, obwohl beiden Teams nicht danach war und die Deutschen starteten defensiv gut, erst nach mehr als vier Minuten gelang den Britinnen der erste Korb zum 2:2. Über 7:12 und 17:25 erhöhten die Vize-Weltmeisterinnen 32:48, bevor die deutsche Aufholjagd im letzten Viertel folgte. Schon zuvor hatte es gute Gelegenheiten gegeben, die oft aber leicht liegen gelassen wurden. In den letzten zehn Minuten fand der Ball dann oft den Weg in den Korb und die Deutschen kamen bis auf sechs Zähler ran, doch am Ende fehlte die Zeit und das Team verlor 51:58.
Katharina Lang erzielte mit 15 Punkten und elf Rebounds ein Double-Double, Amanda Fanariotis scorte mit zehn Punkten ebenfalls zweistellig.
„Vollkommen legitim, Angst zu haben“
„Die Niederlage ist schade, weil sportlich heute so viel mehr drin gewesen wäre“, sagte Paßiwan und Catharina Weiß ergänzte im Interview mit der „Rollt“: „Uns haben wichtige Spielerinnen gefehlt, wir hatten ganz andere Konstellationen. Am Ende hat es nicht gereicht, aber wir hätten es mehr als verdient gehabt, zu gewinnen. Wir stehen alle hinter den Spielerinnen, die nicht dabei waren. Trotz Maske wissen wir alle, dass im Spiel die OP-Maske mal runterrutscht. Es ist vollkommen legitim, Angst zu haben, denn in welcher Ausnahmesituation befinden wir uns denn hier bitte? Ich glaube, an einem Punkt hätten wir alle dieses Spiel gerne nicht gespielt.“
Nun warten am Sonntag um 10 Uhr die spanischen Gastgeberinnen im Spiel um Platz drei und und die Deutschen können wie 2019 Bronze gewinnen – doch daran vermochte am Freitagabend kaum jemand zu denken.
Deutschland: Katharina Lang (15, ING Skywheelers), Amanda Fanariotis (10, RSKV Tübingen), Anne Patzwald (8, BG Baskets Hamburg), Svenja Erni (6, BBU ’01), Lena Knippelmeyer (4, BBC Münsterland), Catharina Weiß (4, RSV Lahn-Dill), Lisa Bergenthal (2, RBC Köln 99ers), Valeska Finger (2, Doneck Dolphins Trier), Vanessa Erskine (Hannover United), Maya Lindholm (n.e., BG Baskets Hamburg), Annabel Breuer (n.e., -), Svenja Mayer (n.e., Rhine River Rhinos).