Bundestrainer Josef Jaglowski bei einer Auszeit während der EM in Sarajevo.

Foto: Steffie Wunderl

Nach verpasster direkter WM-Quali: Damen blicken nach vorn

Das erklärte Ziel, die direkte WM-Qualifikation, haben die deutschen Damen bei der Europameisterschaft in Sarajevo verpasst. Am Ende muss sich das Team nach der Niederlage gegen Spanien im kleinen Finale mit Platz vier begnügen. Bundestrainer Josef Jaglowski blickt im Interview auf die Tage in Sarajevo zurück.

Mit ein paar Tagen Abstand, wie blickt ihr auf die Zeit in Sarajevo zurück?
Die Europameisterschaft hat uns gezeigt auf welche Level stehen wir. Alle Spiele waren intensiv und hilfreich für uns.

Die Vorbereitungszeit bis zur EM war recht kurz. Was konntet ihr in dieser Zeit umsetzten, woran muss weitergearbeitet werden?
Tatsächlich mussten die Trainingslager, die vor dem Beginn meiner Tätigkeit geplant waren, für fast alle Elemente des Spiels genutzt werden, also vor allem für Technik und Taktik. Hinzu kam eine sehr lange Phase von fast einem Jahr, in der das Team wenig Spielpraxis sammeln konnte. Deshalb beschlossen wir zunächst, die meiste Zeit in die Verteidigung zu investieren, sowohl individuell als auch als Mannschaft. Und die Spielergebnisse bei der EM zeigen, dass wir in der Verteidigung zu den besten Teams gehörten. Unser Problem lag in der Offensive. Wir haben während des Spiels viele Schüsse genommen, aber die Trefferquote war gering. Da spielen mehrere Faktoren eine Rolle wie etwa die Wurftechnik und das Stellungsspiel, Würfe unter dem Druck der Verteidigung und körperliche Vorbereitung sowie das Selbstvertrauen. Daran müssen wir weiterarbeiten.

Was waren die entscheidenden Momente im Turnierverlauf und die Gründe, dass die selbstgesteckten Ziele am Ende (noch) nicht erreicht wurden?
Das Hauptproblem aus meiner Sicht war die psychologische und, wie oben erwähnt, die technische Vorbereitung. Der Glaube an seine eigenen Fähigkeiten und an den Sieg ist ein sehr wichtiger Faktor. Und dann hat uns Annika Sonnleitner (Grippe) in den letzten beiden wichtigen Spielen gefehlt, was bedeutete, dass wir nur mit einer starken Linie spielen konnten. Eine zweite Linie ohne 4.5-Spielerinnen bringt heute wenig Erfolg. Davor ist niemand gefeit. Wir müssen weiterarbeiten und auf alle Situationen vorbereitet sein.

Wie war die Organisation vor Ort?
Die Organisation der Europameisterschaft war auf einem sehr guten Niveau. Fast alles, was nötig war, lief in der Nähe ab und das ohne Probleme.

Was sind die nächsten Schritte, um sich für die WM zu qualifizieren?
Zuerst einmal müssen wir alle Spiele analysieren und die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Dann wäre es sehr wichtig, dass die Spielerinnen während der Saison die Gelegenheit finden, zusätzlich an sich selbst zu arbeiten. Wenn möglich wollen wir noch ein Trainingslager abhalten, um taktische Strategien unmittelbar vor dem Qualifikationsturnier zu testen.

Wie siehst du den deutschen Rollstuhlbasketball im Allgemeinen und für den Frauenbereich im Besonderen für die Zukunft aufgestellt?
Unser Basketball war schon immer auf höchstem Niveau und die Ergebnisse unserer Teams sprechen für sich. Wir haben eine junge und vielversprechende Mannschaft, die alle Chancen hat, wieder zu gewinnen. Wir müssen das nur professioneller angehen. Und wir glauben wirklich daran.