Michael Engel bei den Paralympischen Spielen in Paris 2024.
Foto: Steffie Wunderl
Nationalmannschaft
Michael Engel beendet sein Engagement als Bundestrainer der Herren
Michael Engel wird seinen Ende November auslaufenden Vertrag als Bundestrainer der Herren-Nationalmannschaft Rollstuhlbasketball nicht verlängern. Das teilte der 40-Jährige jetzt in einem persönlichen Schreiben den Verantwortlichen in den Vereinen mit, nachdem er im Vorfeld den Fachbereichsvorstand informiert hatte. Engel, der im Dezember 2023 die Stelle angetreten hatte, erzielte mit dem Gewinn der Bronzemedaille bei den Paralympischen Spielen in Paris das beste Ergebnis für ein Herrenteam seit 32 Jahren.
In seinem Schreiben führt Engel persönliche Gründe an und schreibt dazu: „Diese Entscheidung war die schwerste, die ich in meinem bisherigen Leben treffen musste, denn auf diesem Level mit so vielen großartigen Menschen zusammenarbeiten zu dürfen, ist ein absolutes Geschenk.“ Ihm sei es wichtig zu unterstreichen, dass es eine Entscheidung für die anderen Herzens-Themen in seinem Leben sei und nicht gegen das Team Germany. „Diese Aufgabe verdient einen Leader, der mit ganzem Herzblut die Hauptamtlichkeit ausübt, so wie ich es in den letzten Monaten probiert habe.“
Ganz verabschieden aus der Rollstuhlbasketball-Community will sich der Familienmensch Engel aber nicht. Auf der einen Seite möchte er einen geordneten Übergang für seine Nachfolge und seinen Beitrag zur neuen Rahmentrainings- und Spielkonzeption gewährleisten. „Auf der anderen Seite steht für mich außer Frage, dass ich auch in Zukunft dem deutschen Rollstuhlbasketball weiterhelfen und ihn mit meiner Passion für die Nachwuchsarbeit und den Leistungssport unterstützen werde“, so der scheidende Bundestrainer weiter.
„Wir hatten mit Michael bei den Paralympischen Spielen einen großen Erfolg und hätten natürlich gerne mit ihm weitergearbeitet“, sagt Christoph Küffner, Leiter des Fachbereichs. „Es ist schade, dass er das Amt wieder abgibt, die Gründe, die er jetzt auch noch mal ausführlich dargelegt hat, sind aber nachvollziehbar.“ Im Namen des Fachbereichs bedankt sich Küffner für die erfolgreiche Zusammenarbeit. „Wir wünschen ihm alles erdenklich Gute für seine Zukunft und hoffen, dass er dem Rollstuhlsport in Deutschland mit seiner Expertise erhalten bleibt.“
DBS sucht Nachfolger für Engel
Der Deutsche Behindertensportverband (DBS), zuständiger Verband für den Leistungssport und damit auch für die Nationalmannschaften, wird jetzt intensiv, aber mit der nötigen Ruhe, nach einem Nachfolger für Michael Engel suchen.
Statement von Michael Engel
Liebe Rollstuhlbasketball-Familie,
mit diesen Zeilen möchte ich Euch mitteilen, dass ich das Amt des Bundestrainers nicht über den 30. November 2024 hinaus fortsetzen werde. Diese Entscheidung war die schwerste, die ich in meinem bisherigen Leben treffen musste, denn auf diesem Level mit so vielen großartigen Menschen zusammenarbeiten zu dürfen, ist ein absolutes Geschenk. Der Entschluss beruht auf einem Prozess, der sich in zwei wesentliche Fragestellungen zusammenfassen lässt. Es ist mir ein tiefes Bedürfnis Euch kurz meine Beweggründe zu erläutern.
Alles Beginnt mit der wichtigsten Frage, die wir uns alle täglich stellen sollten: Warum? Mein „Warum“ im Bezug auf die Tätigkeit als Bundestrainer war vor knapp 11 Monaten immer von dem Antrieb geprägt in dieser schwierigen Situation Verantwortung zu übernehmen, nach dem ich meine aktive Trainerlaufbahn erst kurz zuvor vorläufig beendet hatte.
Ich habe mich immer in der Verpflichtung unserer Sportart und Athleten gegenüber gesehen, denn ein Verfehlen der Qualifikation für die Paralympics hätte aufgrund des Wegfalls der Sportförderung eine Zukunft für den deutschen Rollstuhlbasketball vor enorme Herausforderungen gestellt. Außerdem war mir immer klar, dass ein mögliches Scheitern beim Repechage-Turnier zum Start für eine neue Bundestrainertätigkeit eine riesige Hypothek zur Fortführung der Arbeit in den kommenden Jahren gewesen wäre. Deshalb habe ich mich entschieden nicht passiv am Spielfeldrand zu stehen. Das war über den gesamten Zeitraum mein niemals müde werdender Motor.
Mit dem sensationellen Gewinn der Bronzemedaille in Paris haben wir ebene jene Förderung und das Budget für den nächsten paralympischen Zyklus ausreichend gesichert. Für die kommenden 4 Jahre müsste ich mir ein neues starkes „Warum“ suchen. Egal wie dieses aussehen würde, benötigt es ein Commitment von 4 Jahren bis zu den Spielen in Los Angeles, welches ich schlichtweg nicht über eine so lange Periode geben kann.
Hier setzt der 2. Frage an: Welche Träume kann ich in der mir zur Verfügung stehenden Zeit verwirklichen? Denn ich habe nur dieses eine Leben und bin mir über die Grenzen meiner eigenen Ressourcen und der Endlichkeit bewusst.
In dieser Jahresfrist war ich im wahrsten Sinne des Wortes „All In“ für die Herren von Team Germany. Das hat die Aufgabe verlangt und habe ich von mir tagtäglich erwartet, denn auf unruhiger See verlässt ein Kapitän niemals die Brücke seines Schiffes. Das alles kam zu Lasten der anderen drei Teilbereiche in meinem Leben: Meine Familie, die Thuringia Bulls und der eigenen Ich-Zeit. Des Weiteren ist es von Dezember bis zum jetzigen Zeitpunkt für mich ein Leben auf der absoluten Überholspur gewesen, dass in dieser Form nur für eine überschaubare Spanne möglich war.
Mir ist es wichtig zu unterstreichen, dass es eine Entscheidung für die anderen Herzens-Themen in meinem Leben und nicht gegen Team Germany, denn diese Aufgabe verdient einen Leader, der mit ganzem Herzblut die Hauptamtlichkeit ausübt, so wie ich es in den letzten Monaten probiert habe.
Aber nach Abschied ist mir noch lange nicht zu Mute, denn auf der einen Seite möchte ich einen geordneten Übergang für die Nachfolge und meinen Beitrag zur neuen Rahmentrainings- und Spielkonzeption gewährleisten, die hoffentlich in den Wintermonaten fertig gestellt wird. Auf der anderen Seite steht für mich außer Frage auch in Zukunft dem deutschen Rollstuhlbasketball weiter helfend mit meiner Passion für die Nachwuchsarbeit und dem Leistungssport zu unterstützen.
Deshalb ist jetzt noch nicht der richtige Moment für Danksagungen, die ich gerne zu einem späteren Zeitpunkt, den vielen Möglichmachern*innen gegenüber mit der notwendigen Wertschätzung, nachholen möchte.
Ich hoffe, dass ich mit meinen Zeilen ein wenig zum besseren Verständnis meiner Entscheidung beitragen konnte und bedanke mich jetzt schon für Euer Verständnis.
Abschließend ist mir sehr wichtig zu betonen, dass unsere Reise noch lange nicht zu Ende ist. Denn der positive Meilenstein sollte uns weiter die notwendige Motivation geben und war nur möglich, weil wir als Rollstuhlbasketball-Community, in der Sache unserer Passion voranzubringen, zusammengearbeitet haben.
Lasst uns diesen eingeschlagenen Weg weiter gemeinsam fortsetzen!
Euer Micha