Vor jedem Länderspielfenster stellt sich Dirk Passiwan (Bundestrainer der Rollstuhlbasketballnationalmannschaft der Damen) folgende Frage: Benötigen wir mehr Trainingseinheiten oder mehr Spiele? Im März/April 2024 fällt die Antwort eindeutig aus; mit bereits fünf absolvierten Spielen gegen Spanien und drei bevorstehenden Duellen gegen Großbritannien ist das Programm gut gefüllt.
28. März um 10 Uhr: Deutschland – Spanien 42:46
Boxscore: https://fibalivestats.dcd.shared.geniussports.com/u/GWBF/2431381/bs.html
28. März um 16 Uhr: Deutschland – Spanien 55:53
Boxscore: https://fibalivestats.dcd.shared.geniussports.com/u/GWBF/2431388/
29. März um 16 Uhr: Deutschland – Spanien 52:48
Boxscore: https://fibalivestats.dcd.shared.geniussports.com/u/GWBF/2432032/
30. März um 10 Uhr: Deutschland – Spanien 52:41
Boxscore: https://fibalivestats.dcd.shared.geniussports.com/u/GWBF/2432033/
30. März um 16 Uhr: Deutschland – Spanien 60:52
Boxscore: https://fibalivestats.dcd.shared.geniussports.com/u/GWBF/2432035/
3. April um 18 Uhr: Deutschland – Großbritannien
4. April um 18 Uhr: Deutschland – Großbritannien
5. April um 10 Uhr: Deutschland – Großbritannien
Passiwan möchte seinen Athletinnen möglichst viel Spielpraxis verschaffen. Die Partien finden in Lobbach (Baden-Württemberg) statt und werden nicht per Livestream übertragen. Interessierte Zuschauer dürfen trotzdem die kommenden Spiele gegen Großbritannien besuchen. „Wir haben ein freundschaftliches Verhältnis zu beiden Teams. Außerdem gehören sowohl Spanien als auch Großbritannien zu den Top-Teams weltweit“, betont der Bundestrainer.
Bei der EM 2021 und EM 2023 unterlag Deutschland jeweils im Spiel um Platz drei gegen Spanien – im Vorjahr erst in der Verlängerung trotz einer vorherigen Aufholjagd. Diesmal lief es erheblich besser.
Mareike Miller trägt die deutsche Mannschaft
Im ersten Spiel bissen sich die deutschen Spielerinnen vor allem an der Defensive der Spanier die Zähne aus, deutsche Topscorerin war Anne Patzwald mit 14 Punkten (7/12 FG). Doch nach der knappen 42:46-Niederlage folgte mit vier Siegen in Folge ein fantastischer Lauf während der Ostertage. Bei jedem dieser Erfolge erzielte Mareike Miller über 20 Punkte und war mit Abstand Deutschlands treffsicherste Spielerin. Ihre Bestleistung verbuchte sie beim höchsten deutschen Sieg (52:41) im vierten Spiel mit 26 Punkten (12/24 FG, 1/1 Dreier). Im fünften Aufeinandertreffen gelang der 33-Jährigen mit 24 Zählern (10/22 FG), 13 Rebounds und 10 Assists ein Triple Double.
Besondere Aufmerksamkeit galt der Spanierin Beatriz Zudaire, die sich in den letzten Jahren zu einer Weltklassespielerin entwickelt hat. Nur im zweiten Spiel trumpfte sie mit 20 Punkten (9/20 FG) auf, durchschnittlich kam sie „nur“ auf 11,2 Punkte. Als Kollektiv zeichnet sich Spanien durch einen körperlichen und disziplinierten Spielstil aus, doch die deutsche Mannschaft bewies, dass sie in der aktuellen Verfassung dieser Herausforderung gewachsen ist. In knapp zweieinhalb Wochen könnte Deutschland im Rahmen der Qualifikation für die Paralympics erneut auf Spanien treffen.
Großbritannien dagegen ist ein athletisches Team, das fahrerisch hohe Qualität besitzt und seine Gegner häufig über das ganze Feld verteidigt. Hellen Freeman und Robyn Love sind die Leistungsträgerinnen beim Vize-Europameister, der bereits für die Paralympics in Paris qualifiziert ist.
An den spielfreien Tagen legt die deutsche Mannschaft im Training die Grundlage für die bevorstehenden Aufgaben. Passiwan möchte eine „höhere und aggressivere“ Verteidigung einstudieren, außerdem steht die Ballbewegung im Vordergrund. Das Ziel lautet, „zu agieren statt zu reagieren“. In Lobbach weilt die Nationalmannschaft seit dem 25. März, die Abreise ist auf den 7. April datiert.
Der neue Modus des Repechage-Turniers
Danach haben die Damen eine Woche Pause, ehe es beim Repechage-Turnier in Osaka um die Qualifikation für die paralympischen Spiele geht. In einer Gruppe mit Thailand, Algerien und Australien ist der erste Platz das Ziel.
Doch jetzt wird es kurios: Selbst wenn Deutschland alle drei Spiele gewinnt, entscheidet sich die Qualifikation einzig und allein im Abschlussspiel mit einem Gegner aus der Überkreuzgruppe. Wird Deutschland Gruppenerster, treffen sie auf den Vierten der anderen Gruppe. Mögliche Gegner wären Spanien, Kanada, Frankreich und Japan. Würde die Nationalmannschaft alle Spiele verlieren, wäre sie mit einem Sieg gegen den Ersten der anderen Gruppe trotzdem in Paris dabei.
Um vier der insgesamt acht Teilnehmer bei den Paralympics zu ermitteln, wird die Qualifikation erstmals in diesem Modell ausgetragen. Doch auch der eigenwillige Modus wird die deutsche Mannschaft nicht aufhalten können, wenn sie sie agiert statt zu reagieren und jedem Spiel, egal gegen welchen Gegner, den eigenen Stempel aufdrückt.
Text – Nikolas Pfannenmüller