So sehen Weltmeister aus: Die U23-Nationalmannschaft gewinnt als erste europäische Mannschaft zum zweiten Mal WM-Gold.
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IWBF U23 Weltmeisterschaft
Traum wird wahr: U23 holt nach dramatischem Endspurt WM-Gold
Die ersehnte Goldmedaille schien schon außer Reichweite, doch die deutschen Junioren kämpften sich zurück ins Spiel, besiegten Finalgegner Türkei nach einer nervenaufreibenden Aufholjagd und gewannen nach 2013 zum zweiten Mal den Weltmeistertitel bei den Junioren.
Es war ein Spiel auf hohem Niveau, aber nichts für schwache Nerven, wenn man es denn mit der deutschen Mannschaft hielt. Nach einem wahren Kraftakt bezwang das Team von Headcoach Peter Richarz Finalgegner Türkei mit 71:66 (18:22, 31:44, 47:54) und feierte auf dem Court 1 im Centro de Treinamento Paraolímpico Brasileiro anschließend ausgelassen den Gewinn der Goldmedaille.
Julian Lammering zeigte sich erneut gut aufgelegt und steuerte allein 36 Punkte zum Titelgewinn bei, während sein Bruder Maximilian mit einem Double Double glänzte (22 Punkte, 14 Assists). Auf türkischer Seite ragte Onur Ayhan Eroglu mit 26 Punkten, darunter drei Dreier, aus seinem Team heraus.
Zum Ende eines sehr ausgeglichenen ersten Viertels mit wechselnden Führungen gerieten die deutschen Korbjäger erstmals mit vier Punkten in Rückstand (18:22). Im weiteren Spielverlauf ging der Spielrhythmus verloren und es schien, als könnte die Offensive um Center Jakob Krömer nicht an die bislang so erfolgreichen Spiele anknüpfen. Die Türken wurden immer sicherer im Angriffsspiel, auch weil die sonst so stabile deutsche Defense die türkischen Angreifer immer weniger in den Griff bekam. Onur Ayhan Eroglu und seine Mitspieler kamen vermehrt zu leichten Punkten, während die deutschen Offensivkräfte mit ihren sinkenden Wurfquoten zu kämpfen hatten. So ging das zweite Viertel mit 13:22 noch deutlicher verloren und plötzlich sahen sich Seebold und seine Mitspieler zur Pause beim Stand von 31:44 einem – bis dato ungewohnten – hohen Rückstand gegenüber.
Mit zwei Treffern zu Beginn des drittel Viertel verkürzte Julian Lammering auf 35:44 und gab damit das Signal zur Aufholjagd. Die schien auch erfolgreich zu werden, aber immer, wenn der Abstand durch gelungene Ballstafetten verkürzt werden konnte, hatten die Türken eine Antwort parat. Immerhin war Team Germany vor dem Schlussviertel beim Zwischenstand von 47:54 wieder in Reichweite und setzte langsam, aber zielstrebig und ohne in Hektik zu verfallen, das Bestreben fort, den Rückstand weiter wettzumachen.
Knapp vier Minuten vor Ende der Partie gelang es Julian Lammering, mit seinem Treffer zum 61:60 (35. Min) seine Farben erstmals wieder in Führung zu bringen. Die Spannung war kaum auszuhalten, die Führung wechselte bei jedem Angriff, bis Jakob Krömer mit einem Freiwurf den Vorsprung dann auf vorentscheidende fünf Punkte erhöhte (69:64, 39. Min.).
Das achte Spiel in neun Tagen war für die Starting Five ein besonderer Kraftakt, mussten sie im Finale doch über die volle Spielzeit gehen. Es war auch eine besondere Leistung des Trainerteams, das in den entscheidenden Phasen des Spiels zum richtigen Zeitpunkt die Time-Outs nahm und mit ruhiger Stimme und ohne Hektik die passenden Ansagen machte und den Spielern damit signalisierte: „Wir vertrauen auf euch, wir glauben an euch“. Das übertrug sich auch auf die Spieler, die in der so wichtigen Schlussphase eben nicht hektisch und überhastet agierten, sondern – in den meisten Fällen jedenfalls – die richtigen Entscheidungen trafen.
Die guten Leistung des deutschen Spiels spiegelt sich auch in der Besetzung des All Star Teams wider, in dem neben dem Brasilianer Sergio Junior (1.0 – 1.5 Punkte) und dem Australier Jaylen Brown (4.0 – 4.5 Punkte) mit Alexander Keiser (2.0 – 2.5) und Julian Lammering (3.0 – 3.5 Punkte) gleich zwei deutsche Spieler vertreten sind. MVP des Turniers wurde Hasan Efetürk (TUR).
Bei der anschließenden Siegerehrung überreichte IWBF-Präsident Ulf Mehrens zusammen mit CBBC-Präsident Mario Bello dem deutschen Team die Goldmedaillen und die WM-Trophäe. Mit Freude nahmen die türkischen Spieler ihre Silbermedaillen entgegen. Bronze gewann Großbritannien durch einen 67:60-Erfolg über Australien.
Headcoach Peter Richarz: »Die Jungs waren wirklich weltmeisterlich: acht Spiele und acht Siege – ein glatter Durchmarsch! Auch wenn es in Hälfte eins im Finale etwas geruckelt hat, so war das überragende Comeback doch sehr überzeugend. Ausschlaggebend für diese erfolgreiche WM sind sicher die hohe Qualität der Spieler aufgrund ihrer guten Förderung in ihren Vereinen und den Landeskadern! Außerdem sind die Jungs schon in der Vorbereitung zu einem eingeschworenen Haufen zusammen gewachsen, was uns hier vor Ort sehr beeindruckt hat!
Danke sage ich an dieser Stelle ebenfalls an meinen weltmeisterlichen Staff! Die vielen kleinen und großen Unterstützungen waren super und haben einen enormen Anteil an diesem Erfolg!«
Team Germany U23:
Julian Lammering (36), Maximlian Lammering (22), Jakob Krömer (13), Alexander Keiser, Sören Seebold, Felix Merlin Hansing (n.e.), Dominik Langer (n.e.), Sean Plaar (n.e.), Sean-Joel Schröder(n.e.), Luis Conrad (n.e.), Janis Hohl (n.e.), Janne Felix Krähe (n.e.).
Team Türkei U23
Onur Ayhan Eroglu (26), Baran Oguz (12), Hasan Efeturk (8), Arda Albayrak (8), Salim Kursun (4), Burat Aygan (4), Bugra Ergun (2), Mehmet Payam (2), Abdulkerim Gokpur, Bilal Mert Tasoglu (n.e.), Hamz Orcun Dongul (n.e.), Vedat Kucukyilmaz (n.e.).
Weitere Ergebnisse
Spiel um Platz 7
Japan – Brasilien 48:49
Spiel um Platz 5
Italien – USA 55:64
Spiel um Platz 3
Großbritannien – Australien 67:60
Finale
Deutschland – Türkei 71:66
Endklassement
1. Deutschland
2. Türkei
3. Großbritannien
4. Australien
5. USA
6. Italien
7. Brasilien
8. Japan
9. Kanada
10. Israel
11. Südafrika
12. Thailand