Team Germany Damen
›Servus Kate‹
Langjährige Rollstuhlbasketball-Nationalspielerin Katharina Lang wurde in Lobbach verabschiedet
Lange Jahre war sie eine Stütze der deutschen Rollstuhlbasketball-Nationalmannschaft der Damen. Sie ist mehrfache Medaillengewinnerin, bei Welt- und Europameisterschaften. Jetzt wurde Katharina Lang im Rahmen eines Freundschaftsspiels gegen Spanien aus dem Kreis der Nationalmannschaft offiziell verabschiedet.
Für die 31-jährige Münchenerin war es ein besonders emotionaler Moment in der Sporthalle der Manfred-Sauer-Stiftung im baden-württembergischen Lobbach, auch deshalb, weil ›Kate‹, wie sie von ihren Freunden und Mitspielerinnen genannt wird, nicht freiwillig geht. Gerne hätte sie bei den anstehenden Paralympischen Spielen in Paris noch auf der Platte gestanden, doch der Traum platzte, wegen einer Regeländerung in der Klassifizierungsordnung des Internationalen Paralympischen Komitee (IPC), die seit dem 1. Juli 2023 greift. Das IPC setzt für die Teilnahme an den Paralympics einen gewissen Grad der Behinderung voraus, der bei Kate nach den neuen Statuten nicht mehr gegeben war und letztendlich den Ausschluss aus der Nationalmannschaft bedeutete. „Mit Kate Lang verabschieden wir eine Weltklasseathletin, die in den letzten Jahren mit überragenden Leistungen, den deutschen Rollstuhlbasketball in der Welt präsentiert hat“, sagte Bundestrainer Dirk Paßiwan. „Leider konnte sie ihre Karriere aufgrund der neuen Regularien des IPC nicht mehr weiterführen“.
Bereits im Alter von fünf Jahren begann die gebürtige Münchnerin mit dem Basketballspielen und wurde als Jugendliche deutsche U16-Meisterin mit Bad Aibling – zusammen mit ihrer Zwillingsschwester Franziska. Mehre Kreuzbandrisse und schwere Operationen verhinderten eine Fortsetzung ihrer sportlichen Karriere. Angeregt durch ihren ehemaligen Trainer – der mittlerweile ein Rollstuhlbasketball-Team trainierte, begann die damals 22-Jährige bei den RBB Iguanas in München mit Rollstuhlbasketball. Lang wird als ›minimalbehindert‹ eingestuft und im Klassifizierungssystem mit der höchsten Punktzahl von 4,5 eingeordnet.
Seit ihrem Debüt im Nationaltrikot bei den Europameisterschaften auf Teneriffa 2017, wo das deutsche Team Silber gewann, gehörte sie zum Stamm der deutschen Auswahl. 2018 sicherten sich die deutschen Korbjägerinnen vor eigenem Publikum Bronze bei der Weltmeisterschaft in Hamburg und erneut Bronze bei der EM im niederländischen Rotterdam. Bei den Paralympics in Tokio stand Lang im deutschen Kader, der nach einer Niederlage gegen die USA im Spiel um Bronze das Turnier auf Platz 4 beendete. Fast wäre eine weitere Bronzemedaille dazugekommen. Bei der Weltmeisterschaft in Dubai kämpfte sich die deutsche Auswahl bis ins Halbfinale, verlor knapp gegen China und unterlag im anschließenden Spiel um Platz 3 gegen die USA. Für Lang, die sich als zweitbeste deutsche Werferin auszeichnete, waren dies ihre vorerst letzten Spiele für die A-Nationalmannschaft.
Emotionaler Abschied: Katharina Lang mit Bundestrainer Dirk Paßiwan (m.) und Teammanager Andreas Ebert. | Foto: FB RBB
„Ich möchte mich noch gerne bei allen Wegbegleitern und Sponsoren bedanken, die meine Zeit bei der Nationalmannschaft so besonders gemacht haben. Special Shoutout an meinen U19 Staff und meine zwei wundervollen Roomies der letzten Jahre – Babsi und Amanda.“
„Hier in Lobbach nochmal dabei gewesen zu sein, hat mir viel Freunde gemacht“, sagte Lang nach der Verabschiedung. „Den Mädels und dem ganzen Staff wünsche ich jedenfalls viel Glück in Paris. Ich werde die Damen und Herren vorm Bildschirm so gut es geht anfeuern und einfach Fan sein“, gab Lang zu Protokoll.
Dem Rollstuhlbasketball wird sie erhalten bleiben, als Spielerin der RBB Iguanas München in der 1. RBBL und als Managerin der U19-Nationamannschaft der Herren. „Es hat mich mich sehr gefreut, als Bundestrainer mit ihr als Spielerin zusammen gearbeitet zu haben“, sagte Bundestrainer Paßiwan. „Und ich bin sehr froh, dass wir Kate auch nach ihrer Karriere an den Rollstuhlbasketball binden konnten und sie jetzt als U19 Managerin tätig ist.“
Acht Fragen an Katharina Lang
Wie groß war die Enttäuschung nach der „Ausklassifizierung“?
Katharina: Die Enttäuschung über die Ausklassifizierung war enorm. Der Zeitpunkt, die Klassifizierung vor einem kontinentalen Wettbewerb abzuhalten, bei dem es um die Qualifikation zur Weltmeisterschaft geht, war schlecht gewählt. Ich wünsche mir, dass man dies in Zukunft zeitlich ändert, um die Nerven der Athlet:innen zu schonen.
Spielt das heute für dich noch eine Rolle?
Katharina: Jein. Jetzt, da Paris näher rückt, kommen natürlich einige Gefühle hoch und man denkt darüber nach, wie es wäre, vor ›Heimpublikum‹ zu spielen. Ich versuche jedoch, dies in Vorfreude für die Damen und Herren umzuwandeln und mitzufiebern, je näher die Paralympics rücken. Ich hatte die Ehre, in Tokio mit dem Adler auf der Brust und einem tollen Team um eine Medaille spielen zu dürfen, und das werde ich für immer im Herzen tragen.
Was fehlt dir aus der Zeit bei der Nationalmannschaft am meisten – was bleibt in Erinnerung?
Katharina: Am meisten fehlen mir die Teamabende, die Zeit außerhalb des Spielfeldes. Das sind die Momente, in denen man jeden besser kennenlernt und den Leistungsdruck für einige Stunden beiseiteschieben kann.
Was war dein schönstes Erlebnis?
Katharina: Die ganzen sieben Jahre waren eine besondere Reise. Besonders herausstechend waren mein erstes (inoffizielles) Länderspiel unter Holger Glinicki in Kanada und der letzte Abend auf Teneriffa. Eine EM auf einer Ferieninsel zu spielen und die Silbermedaille zu gewinnen, war ein sehr besonderes Erlebnis.
Mit welchen Gefühlen wirst du die Spiele in Paris verfolgen?
Katharina: Ich werde die Damen und Herren vorm Bildschirm so gut es geht anfeuern und einfach Fan sein. Außerdem möchte ich dieses Jahr auch andere Sportarten wie Goalball und Kanu verfolgen.
Wo spielst du aktuell?
Katharina: Aktuell spiele ich wieder bei den RBB Iguanas München in der 1. RBBL und unterstütze so gut es geht die ›Talentschmiede‹ der Iguanamädels, damit der weibliche Nachwuchs (noch) stärker wird.
Gibt es noch sportliche Ziele/Wünsche?
Katharina: Sportlich habe ich schon so viel erreichen dürfen, deshalb bin ich einfach dankbar und mache mir keine großen Gedanken darüber. Wobei, ich würde den Deutschen Meistertitel der Damen kommendes Jahr gerne wieder zurück nach Bayern holen, was uns dieses Jahr leider nicht gelungen ist. Hamburg ist zurecht Deutscher Meister geworden und hat ein sehr starkes Turnier gespielt, aber nächstes Jahr würde ich gerne wieder gewinnen 😉
Du bist Managerin der U19 Nationalmannschaft – wie kam es dazu und welche Ziele verfolgt ihr mit dem Team?
Katharina: Nach dem Bekanntwerden meiner Ausklassifizierung und der Entscheidung, keinen Einspruch gegen die Klassifizierung einzulegen, wurde mir bewusst, dass ich dem RBB gerne in anderer Art und Weise erhalten bleiben möchte. Sebastian Wolk kam nach seiner Einstellung auf mich zu, und nach einem ersten Treffen in Frankfurt war dann schnell klar, dass ich zukünftig die Jugend auf dem Weg in den Profisport unterstützen werde. Die Nominierung von Julian Lammering für Paris (!!) und die U23-EM in Madrid letzten Monat, zu der wir 5 Athleten aus der U19 abstellten, zeigt, dass unsere Arbeit Früchte trägt. Dies wollen wir weiterhin forcieren, sodass die Umstellung für die Athleten in die U22, bzw. in die A-Nationalmannschaft so reibungslos wie möglich verläuft. In Zukunft wollen wir sicherlich an einer Europameisterschaft teilnehmen. Diese Gelegenheit hat sich aufgrund der geringen Anzahl an Nachwuchsteams in Europa bisher noch nicht ergeben.
Die deutsche Rollstuhlbasketball-Nationalmannschaft mit Katharina Lang (hinten m.) | Foto: FB RBB