Die deutschen Rollstuhlbasketballerinnen haben bei ihrem zweiten EM-Sieg in Madrid ein ungewöhnliches Debüt gegeben: Beim 56:27 gegen die Türkei trugen alle Spielerinnen über die gesamte Spielzeit FFP2-Masken – und taten sich gegen die vermeintlichen Außenseiterinnen erstaunlich schwer.
Für Bundestrainer Dirk Paßiwan war die erste Halbzeit eine „absolute Katastrophe“, die 18-jährige Svenja Erni fand, dass sie „nicht so der Burner“ war: „Ich glaube, wir hatten am Anfang ein bisschen Probleme mit der Kommunikation, auch wegen der Maske, aber am Ende haben wir es ja noch gerettet.“
„Sicherer gefühlt mit Maske“
Schon am Vortag waren die Britinnen gegen die Türkei mit Masken aufs Feld, der Grund: Die türkischen Herren hatten schon bei Anreise positive Fälle und wurden dann nach weiteren Testungen und zwei Spielen von der Europameisterschaft ausgeschlossen.
„Wir haben uns heute einfach sicherer gefühlt mit Maske, auch wenn uns das vielleicht beeinträchtigt hat“, sagte Maya Lindholm: „Aber das soll keine Ausrede sein, wir haben heute kein gutes Spiel gemacht, sondern nur das Nötigste und ich hoffe, dass das in den nächsten Spielen besser wird und wir daraus lernen. Wir haben uns auf jeden Fall mehr vorgenommen.“
Die Geschichte des Spiels ist schnell erzählt. Die Deutschen ließen zu Beginn ihre eigentliche Stärke, die Defensivarbeit, völlig vermissen und ließ die Türkinnen zu einfachen Punkten kommen. So stand es nach fünf Minuten 6:6, obwohl die Türkei ihre bisherigen Partien mit 69 und 66 Zählern Differenz verloren hatte. „Solche Spiele sind immer schwierig, in die man als klarer Favorit geht“, sagte Paßiwan: „Wir wussten, dass die Türkei eher zu den schwächeren Teams gehört. Wir wollten eigentlich unser Spiel aufziehen, wir wollten eine gute Verteidigung spielen und einiges ausprobieren, wollten rotieren – und da ist es immer gefährlich, dass man irgendwo sein eigenes Spiel verliert.“
Immerhin wurde es bis zur Viertelpause besser, mit einem 10:0-Lauf mit Punkten durch Katharina Lang und Lena Knippelmeyer zogen die Deutschen auf 16:6 und bis zur Pause auf 28:14 davon.
„Schippe drauflegen für Frankreich“
Nach der Halbzeit wurde die Defense etwas besser und Paßiwan konnte allen Spielerinnen Einsatzzeiten gewähren. Über 42:21 nach 30 Minuten, als Lisa Bergenthal noch mit der Sirene einen schönen Dreier traf, lautete der Spielstand am Schluss 56:27. „Im Endeffekt muss man sagen, es war wie erwartet trotzdem ein ungefährdeter Sieg“, sagte Paßiwan: „Aber wir können mit dem Spiel nicht zufrieden sein.“
Beste Werferin war erneut Katharina Lang mit 17 Punkten, auch Lisa Bergenthal traf mit zehn Zählern zweistellig und Lena Knippelmeyer und Maya Lindholm steuerten acht Punkte bei, Kapitänin Lindholm mit 80% Trefferquote. Zudem kam Vanessa Erskine bei zwei Versuchen auf ihre ersten vier EM-Punkte.
Nach drei Spielen hat Deutschland zwei Siege und kann am morgigen Mittwoch mit einem dritten um 12.15 Uhr gegen Frankreich das Halbfinale klar machen. „Das Gute ist, dass man bei so einem Turnier nicht viel Zeit hat zum Nachdenken. Die nächste Aufgabe steht an und wir müssen morgen eindeutig eine Schippe drauflegen für Frankreich“, warnte Passiwan, zumal die Französinnen ihre bisherigen Spiele alle ähnlich hoch wie die Türkei verloren hatte.
Deutschland: Katharina Lang (17, ING Skywheelers), Lisa Bergenthal (10, RBC Köln 99ers), Lena Knippelmeyer (8, BBC Münsterland), Maya Lindholm (8, BG Baskets Hamburg), Amanda Fanariotis (7, RSKV Tübingen), Vanessa Erskine (4, Hannover United), Catharina Weiß (2, RSV Lahn-Dill), Anne Patzwald (BG Baskets Hamburg), Annabel Breuer (-), Svenja Mayer (Rhine River Rhinos), Svenja Erni (BBU ’01), Valeska Finger (Doneck Dolphins Trier).